Donnerstag, 14. Oktober 2010

Come Away, O Human Child

Es gibt neue Fotos. Von der abendlichen Oktobersonne an diesem Ort:

Cross

Ja. Ich bin wieder auf dem Friedhof gewesen, immerhin ist es der einzige Ort, der nahe genug ist, um ihn bei einem Spaziergang zu besuchen, und interessant genug, um dort immer wieder Fotos zu machen. Besonders bei so gutem Licht – an diesem Tag war es schön klar und warm.
Aber diesmal geht es nicht um Grabsteine. Meine pferdezähmende Freundin in Australien, die ein eigenes Journal schreibt, hat sich in den letzten Tagen Sorgen gemacht, das Feenvolk (oder die Spinnen im Caravan) könnten mich entführt haben, weil ich mich nicht mehr geantwortet habe – dies wäre der perfekte Ort dafür. Man sehe sich nur einmal diese Pforte an.

Portal

Bis jetzt haben die Feen mich allerdings noch nicht gerufen. Das ist auch besser so. Was man so hört klingt nicht gerade verheißungsvoll – sie entsprechen bei Weitem nicht mit unserer zahmen Vorstellung von Feen oder Elfen, sie sind irrational, wild und manchmal grausam. Ihre Geschenke haben meistens einen Haken. Man sollte sich möglichst nicht mit ihnen anlegen. Das ist auch der Grund, warum die Straßen vor allem im Westen Irlands so kurvig sind – sie verlaufen um die Hügel, die den Feen gehören. Ohne Scherz!
Im Buttermuseum in Cork gab es eine ganze Abteilung zum Thema Butter und Feenvolk. Wenn zum Beispiel im Haus Butter gemacht wurde, durfte man kein Feuer, keine Asche und keine Glut aus dem Haus entfernen, man konnte sich also noch nicht mal eine Pfeife anzünden und dann nach den Kühen sehen. Bei bestimmten Wetterbedingungen bleibt die Milch Milch und wird nicht zu Butter, dann heißt es, die Feen haben sie gestohlen.
So ähnlich ist es mit fast allem. Es gibt eine bestimmten Baum oder Busch, den man nicht schneiden darf, weil er den Feen gehört. Wagt man es trotzdem, findet man am nächsten Abend die Dornen dieses Busches im eigenen Bett. Und manchmal entführen sie Leute.
Die irischen Sagen sind sehr interessant.



Wenn ihr irgendwo ein Buch mit irischen Sagen findet, lesen! Ansonsten empfehle ich W.B. Yeats. Ich weiß, dass es ein bisschen ein Klischee ist, aber seine Gedichte sind wirklich gut - und sie sind das in Worten, was man erlebt, wenn man in Irlands Natur unterwegs ist.

Mood: Sleepy drained-exhausted-groggy-tired-sleepy

October in the Air

Ich habe das Journal in den letzten Tagen sehr vernachlässigt, ich weiß – das tut mir leid!
Mittlerweile ist es wirklich Herbst hier. Die Büsche und Bäume halten sich zwar noch gut und haben noch fast alle, sehr grünen Blätter und nur hier und da sieht man etwas Rot, aber die Nächte sind jetzt sehr kalt. Das heißt, dass ich mich jeden Morgen irgendwie aus meinem warmen Bett quäle, um dann in mindestens drei Schichten eingemummt zum Frühstück zu wandern. Im Laufe des Tages werden die Schichten nacheinander abgeschält, falls es sonnig ist. Dann wird es nämlich nachmittags immer noch ungefähr 15°C warm.

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich das Haus gestrichen.
Das Haus ist ein vorgefertigtes Ding aus Skandinavien, das sich durch die gute Wärmedämmung praktisch selbst heizt, sodass meine Hosts kaum Heizkosten haben. Es ist außen mit Holz verkleidet. Dieses Holz wird nun mit einer öligen, klebrigen Suppe, die im Rohzustand wie ein Cremelikör aussieht und nach dem Trocknen nicht mehr zu sehen ist, behandelt.
Stellt euch vor, was passiert, wenn man eine Stelle in der Innenseite des Daches über seinem Kopf streichen muss.
Genau so sah ich nach der ersten Hauswand aus.
Da ich nicht besonders groß bin, ist dieser Job manchmal etwas frustrierend, aber im Großen und Ganzen und abgesehen davon, dass ich jetzt drei ölige Kleidungsstücke besitze, macht es ziemlich viel Spaß. Es geht schnell, nimmt aber trotzdem oft fast einen ganzen Vormittag oder Nachmittag in Anspruch (wir streichen immer jeweils eine Seite des Hauses, drei sind bis jetzt fertig geworden), sodass ich jetzt öfters mal ein oder zwei freie Stunden zwischendurch habe oder eher aufhören kann. Sehr nett.
Bis jetzt hat es hier ja noch überhaupt nicht geregnet, sodass die „bei Regen wird nicht gearbeitet“-Regel noch nicht in Kraft treten konnte. Dafür scheint es in den Midlands die ganze Zeit zu gießen...!

Gestern haben wir die Pferde und Esel ein zweites Mal von ihrer Weide geholt. Sie haben sich inzwischen alle an mich gewöhnt, sogar die Esel, die sehr menschenscheu sind. Einer von beiden hat mehrmals versucht, meine Finger zu fressen und ist danach ständig zu mir gekommen, um mit seiner Nase gegen zu meinen Rücken zu stoßen, während ich das Fohlen gebürstet habe.
Das Fohlen und eine der beiden Stuten, Belle, sehen nicht unbedingt aus, wie man sich Pferde vorstellen würde. Zum einen sind sie sehr viel größer als normale Pferde und zum anderen grobknochiger und mächtiger und sehr beeindruckend. Man möchte nicht neben Belle stehen, wenn sie Angst hat. Hier ein Bild von ihr, in majestätischem Abstand zu mir und meiner Kamera:

Belle

Ich reiche ihr gerade mal bis zur Schulter.
Sie gehört zu einer Art von Arbeitspferden, die im Allgemeinen noch größer werden. Ich habe sicher schon geschrieben, dass die Pferde hier sind, um einen Traktor zu ersetzen – Belle scheint dafür geschaffen zu sein, vor ihrem Einsatz muss sie sich aber erst noch mehr an Menschen gewöhnen. Im Gegensatz zu der sehr viel kleineren Stute Beauty ist sie unheimlich vorsichtig.

Am Sonntag hat meine Host-Familie einen Ausflug zum Raven-Naturschutzgebiet nördlich von Wexford Town gemacht und mich mitgenommen. Die Attraktion dieser Gegend ist der endlose Strand, der wohl auch schon als Filmkulisse gedient hat und wirklich atemberaubend ist, gerade wenn der Wind wie bei unserem Besuch nicht gerade mild ist.

Beach

Wenn der Himmel klar ist, sehe ich manchmal auf dem Weg zum Dinner im Haus einen Sonnenuntergang über dem Land. Und manchmal den Mond, wenn ich zurück komme.

Moon

Abends wird es jetzt manchmal richtig nett mit meiner Host-Familie. Immerhin kennen sie viele Geschichten aus allen Ecken Irlands, die sie einem unwissenden Ausländer sehr gern erzählen. Die Frau meines Masters hat fünfzehn Geschwister – was sagt man dazu? Dagegen wirken selbst meine eigenen vier wie wenige.

Mood: Productive busy-productive-working

Confusiël uses Pens

Irland, Tee und zum Sterben schöne Bilder.

Cunning Pens

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...über dieses Journal!

Music for the Scatterbrained


Soundtrack [Walt Disney]
Alice in Wonderland


Tori Amos
Under the Pink


Suzanne Vega
Solitude Standing

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Zuletzt aktualisiert: 30. Mai, 22:24

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