Mittwoch, 6. Oktober 2010

News From the Fair Colleen

Ich lebe.
Meine Kopfschmerzen sind auch verschwunden, dafür haben ca. dreizehn Stunden Schlaf in der Nacht nach dem Céilí gesorgt (die ich auch wirklich nötig hatte, nur so nebenbei gesagt. Ich bin noch nie in meinem Leben sieben Uhr abends so müde gewesen).

Am nächsten Tag bin ich dann am Parnell Place in den Bus nach Waterford gestiegen, in dem nicht nur die Uhr, sondern auch die Überwachungskamera funktioniert hat - daran sieht man, was für ein wohlhabendes Nest dieses Waterford ist! Dort bin ich dann in den Bus nach Rosslare Harbour um- und nach einer weiteren Stunde in Wexford Town ausgestiegen.
Und zwar an der falschen Haltestelle.
Was zur Folge hatte, dass ich mein ganzes Gepäck die Hafenstraße entlang schleppen musste.

Inzwischen bin ich aber auf der Farm meines Hosts, der grundsätzlich nett ist und ein paar sehr interessante Projekte leitet, unter anderem zieht er einen "Wald" mit alten irischen Baumarten auf, hält Pferde statt eines Traktors und ist für den Haushalt und die Erziehung der mittlerweile fast vollständig erwachsenen Kinder zuständig, während seine Frau in Wexford Town arbeitet (ich finde das sehr niedlich, was ich ihm natürlich nicht gesagt habe).
Gestern habe ich Getreide gedroschen und geholfen, die Schweine in ihren Gehegen umzusortieren, und heute durfte ich an eines der Pferde, Beauty. Das klingt nett, ich weiß. Aber...

Angeblich sind die Arbeitszeiten hier sehr entspannt. Das hat er mir zumindest mehrmals gesagt. Bis jetzt habe ich davon allerdings noch nicht viel gesehen - wahrscheinlich muss es in Strömen gießen, damit die Regel "bei Regen wird nicht gearbeitet" in Kraft tritt, denn ansonsten bin ich hier von früh bis abends eingespannt.
Und dann haben sie dem Begriff "sinnlose Arbeit" eine völlig neue Perspektive gegeben. Vorhin hatte ich den Auftrag, eine Stunde lang neben dem Sohn des Hauses zu stehen, der einen Schuppen zerlegt hat. Warum? Um aller zehn Minuten ein paar Schrauben entgegen zu nehmen und einen Meter weiter in einen Topf zu tun.

Ja. Genau DESWEGEN habe ich mich bei WWOOF angemeldet. Ich wollte schon immer mal Schrauben in einen Topf werfen!

Und dann ist da noch meine Unterkunft. "Meine" ist schon wieder zu viel gesagt, denn ich teile sie mir mit dem Sohn des Hauses, obwohl es nur ein Caravan ist. Ein Caravan, in dem aus irgendeinem Grund allem ein äußerst widerlicher Geruch anhaftet. Vielleicht kommt das daher, dass sie ihn nur ca. aller zehn Jahre sauber machen, denn ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob der Teppich in meinem Schlafschrank noch als "Objekt" oder schon als "Tier" durchgehen würde. Über das Bad rede ich lieber gleich gar nicht.
Und dafür arbeite ich täglich mehr als sechs Stunden - Gratulation!

Aber nun gut. Ich werde es überleben.

Mood: Cynical cranky-cynical-moody

Sonntag, 3. Oktober 2010

The Siege of the Grand Parade

So. Ich bin wieder da, nach einem Nachmittag Céilí Mór auf der Grand Parade, strategisch günstig direkt neben dem Food Market, der auf der gleichen Straße war.
Ein Céilí ist einfach eine Veranstaltung, bei der getanzt wird, und mór heißt "groß" auf Irisch. Eine große Tanzveranstaltung. Vor fünf Jahren (glaube ich) haben sie den Guinness-Buch-Rekord für die meisten Leute bei einem Céilí mit 7.774 Tänzern in Cork gebrochen. Heute waren definitiv nicht so viele auf der Tanzfläche, aber das hat die Stimmung keineswegs gedämpft.

Es war schon ziemlich toll! Die Bands waren sehr gut und die vier Leute, die abwechselnd die Tänze und Schritte erklärt haben, hatten sehr viel irischen Humor.
"Gentlemen, those are ladies not horses."
"We have a rule here, it doesn't matter if you make one mistake, but if you make two, we'll have to break both your legs. I'm sorry, but that's the way it is."
"This is for dancing not for observing!"
Ich habe trotzdem am Anfang nur zugeschaut und Fotos gemacht, allein war es doch etwas abschreckend. Nach anderthalb Stunden habe ich leider Kopfschmerzen bekommen - ich finde das sehr unfair, ich trinke überhaupt nicht zu wenig! Aber wahrscheinlich ist das das Resultat von zu wenig Schlaf + zu oft zu spät ins Bett gegangen. Also werde ich heute wohl zeitig in mein Bett kriechen, auch wenn ich noch nicht weiß, wieviele Zimmergenossinnen ich diese Nacht habe, die eventuell auch gegen zwei und dann nochmal gegen vier von den Bars und Clubs zurückkommen. Nicht, dass ich etwas dagegen habe, immerhin ist das hier ein Hostel - aber eine Nacht ordentlicher Schlaf wäre schon schön!

Zurück zum Céilí. Gegen vier kam dann die große Band und ich habe mich aufgerafft und einen Siege of Ennis mitgetanzt. Ich kann ja schlecht erzählen, dass ich bei einem Céilí war und nicht getanzt habe. Es hat sehr viel Spaß gemacht, obwohl da die Phase, in der die Schritte erklärt wurden, schon vorbei war.
Dann bin ich gegangen, und das keine Minute zu früh - ich hatte den halben Weg zum Hostel hinter mir, als es zu regnen angefangen hat, und ich glaube kaum, dass jetzt auf der Grand Parade noch viel los ist.

Ich habe Fotos. Leider müssen sie auf ihre Veröffentlichung noch ein bisschen warten.

Mood: Sick nauseated-sick

The Corner House

Ich habe gestern Abend einen meiner Pläne in die Tat umgesetzt. Auf Empfehlung des netten Rezeptionsherren sind ich und zwei frische Hostel-Bekanntschaften zum "Corner House", das wirklich nur ein paar corners von Sheila's entfernt ist, gezogen und dort - war - Musik. Und Guinness. Und ich muss sagen, ich mag Beamish mehr als Guinness, außerdem ist es hier billiger. Ein Pint Guinness bekommt man für vier Euro, ein Pint Beamish für 3,50.
Die Stimmung war fantastisch! Das ist das, was ich mir unter craig vorgestellt hatte. Die Pubs hier sind so viel gemütlicher, unordentlicher und vollgestopfter als die Bars und Kneipen in Deutschland. "The Corner House" ist außerdem definitiv keine Touristenkneipe. Man geht über knarrende Dielen, sitzt auf alten Holzschemeln, die Wände hängen voller Bilder, alter Plakate, die ganze Bar ist mit Postkarten, alten Geldscheinen und ähnlichem eingedeckt und wenn ich dort arbeiten würde, müsste ich jedes Mal nach den Gläsern suchen, weil das alles definitiv nicht zur Übersichtlichkeit beiträgt. Aber genau das macht die Pubs so gemütlich!

Die "Band" waren ungefähr sieben Leute mit bunt zusammengewürfelten Instrumenten, die einfach um einen Tisch herum saßen, inmitten der anderen Leute. Wenn einer Lust hatte, hat er ein Reel oder einen Jig angestimmt und die anderen haben nach und nach eingesetzt. Und die irische Musik hat es an sich, dass man erstens die ganze Zeit dazu tanzen möchte und zweitens nach zwei, drei Liedern eine Stimmung hervorzaubert, die man gar nicht richtig beschreiben kann. Wir standen zwei Stunden zwischen Bar und Musikern herum, weil es so voll war, dass keine Hocker mehr für uns da waren, und es hat uns (mir zumindest) überhaupt nichts ausgemacht, weil die Stimmung einfach fantastisch war.
Die Menge ist eine bunte Mischung aller Altersklassen ab achtzehn und es ist keineswegs so, dass sie alle dasitzen und andächtig der Musik lauschen. Die Iren reden die ganze Zeit. Das macht auch nichts, die Musik ist schließlich dazu da, den Abend zu untermalen. Am Ende eines Stücks klatschen aber alle und je weiter der Abend fortschreitet, desto ausgelassener wird dieses Klatschen und Zujubeln.

Irischer kann es kaum werden! Sláinte!

Mood: Bouncy bouncy-energetic-hyper

Samstag, 2. Oktober 2010

The Craziness of Cork's Women

Ich bin in Cork City, again - nach einem melancholischen Abschied von dem blauen Haus im verwunschenen Garten. Mir geht es aber sogar ein bisschen besser als gestern Abend, denn meine Rückkehr im Frühling ist jetzt noch sicherer und von meinen (ehemaligen) Hosts sehr befürwortet worden...!

Nach einer zweistündigen Busfahrt durch wirklich endlosen Regen war ich dann zum inzwischen dritten Mal in der Stadt Cork. Diesmal übernachte ich aber in einem anderen Hostel, in Sheila's - es ist hier 1. viel gemütlicher und familiärer, 2. viel näher am Stadtzentrum und 3. gibt es kostenloses WiFi, ansonsten hätte das Journal heute und morgen geschwiegen!
Wie ich sicher bereits erwähnt habe, findet hier gerade das Cork Folk Festival statt und nachher werde ich losgehen und schauen, ob ich einen Pub mit Live Session (ohne Eintritt) finde. Aber jetzt erstmal zu einem anderen Thema, das besonders uns Frauen in jeder Lebenslage interessieren sollte (so kommt es mir zumindest manchmal vor) - ja, Shopping.
Ich sehe schon, die Leserzahlen meines Journals fallen rapide.

Alles hat damit angefangen, dass die englische Lady mir einen Laden hier in Cork empfohlen hat, der wirklich sehr billig ist und in dem man trotzdem lauter gute Sachen bekommt - Penneys. Und sie hat auch gesagt, dass er immer vollgestopft und unordentlich ist, aber ich konnte mir da nicht das drunter vorstellen, was ich hier angetroffen habe.
Auf der St. Patrick's Street, Corks großer Einkaufsstraße, trifft man meistens die Leute, die sichtbar viel Geld besitzen. Sobald man durch die Eingangstüren von Penneys gegangen ist, spürt man davon nichts mehr. Der Laden ist ziemlich groß und trotzdem könnte man darin Platzangst bekommen, denn die Masse an Frauen, die allein im Erdgeschoss Platz findet, ist beeindruckend.
Man ist permanent dabei, sich durch Lücken zu drängeln. Die Kleiderständer hängen nicht nur voller Kleider, überall liegen und hängen Sachen und Schuhe und Taschen herum, die dort nicht hingehören, und die Angestellten räumen auf, indem sie mit einem großen Besen alles, was auf dem Boden liegt, zusammenkehren. Es ist unmöglich, etwas anzuprobieren, zumindest, wenn man an dem Tag noch etwas anderes vor hat, denn die Schlangen vor den Kabinen reichen quer durch das ganze Geschäft. Es gibt vierzehn Kassen. Und so lustig das alles zu beobachten ist, nach fünfzehn Minuten fühlt man sich klein und erschlagen.
Allerdings bekommt man auch viel für wenig Geld! Ich habe jetzt u.a. Schuhe, mit denen ich morgen zum Céilí gehen kann. Das ist gut!

Ansonsten war ich an diesem Nachmittag Essen und Postkarten kaufen, und endlich habe ich auch ein paar schönere gefunden. Von den Damen in meinem Zimmer habe ich bisher nur zwei getroffen, die eine scheint nett zu sein, die andere sagt kaum etwas. Ich finde das ein bisschen komisch. Ich meine, ich erwarte nicht, dass wir in zwei Stunden beste Freunde samt Lebensgeschichte werden, aber man könnte doch zumindest auf ein freundliches "Hi" antworten, oder? Nun ja.

Ich hätte ein schönes Foto von meiner regnerischen Abfahrt heute früh gehabt, aber das Netzwerk blockiert meinen Fotoserver, deshalb heute bildlos.
Bis später.

Mood: Relaxed calm-mellow-peaceful-recumbent-relaxed

Freitag, 1. Oktober 2010

One Parting Glass

Dies ist mein letzter Abend in diesem kleinen, versteckten Haus auf der Sheep's Head Peninsula in West Cork. Es fällt mir ganz und gar nicht leicht, einfach wegzugehen. Zwar waren die letzten beiden Wochen nicht pures Irland, weil die Mistress und der Master (die im wirklichen Leben leichter zu bedienende Namen haben und mich diese wahrscheinlich auch hier benutzen lassen würden, aber jetzt habe ich einmal damit angefangen) ja auch England stammen und sehr internationale und alternative Nachbarn haben - aber dann waren sie auch wieder sehr irisch.
Und zwar deshalb:
  1. In diesem Haus läuft eine ca. 70.000 CDs große Musiksammlung mit Zufallswiedergabe und die Hälfte davon ist traditionelle irische Musik.
  2. Meine Mistress wirkt immer, als würde sie am liebsten das Geschirr fallen lassen und lostanzen, wenn diese traditionellen Lieder kommen.
  3. Wir waren in einem Pub bei einem Gaelic Football Match.
  4. Wir waren in einer irischen Menschenmasse, um Sam zu sehen.
  5. Der Käseverkäufer auf dem Bantry Market kennt mich inzwischen und hat mich heute in ein langes Gespräch (ja, über Käse und über Märkte) verwickelt, während ich Käse ausgesucht habe.
  6. Wenn es Wein gibt, sagen wir nicht "Cheers" sonder "Sláinte".
  7. Ich habe in diesen zwei Wochen doppelt so viele verschiedene irische Landschaften gesehen wie in den den drei Wochen davor zusammen.
  8. Der Master hat mir heute auf dem Rückweg von Bantry zwei von Fionn Mac Cumhaills Fußabdrücken gezeigt.
  9. Meine Mistress und mein Master kennen die Leute hier so gut, wie Leute hier Leute hier zu kennen pflegen. Das heißt, wann immer wir jemanden treffen, bekomme ich hinterher Geschichten zu den Personen erzählt, die nie ganz ernst gemeint sind.
  10. An Freundlichkeit mangelt es in diesem Haus nicht.
Ich werde sie und ihren großen Garten mit dem Fairy Walk und ihr Haus und ihre Nachbarn und die Katzen vermissen. Und den vier-Uhr-Tee, den jeder Engländer haben muss, und die Bilder, unter denen steht: "Master, 1977. With love to Mistress."
Sie besitzen übrigens ein Stück von Lady Dis Hochzeitskuchen. Das ist kein Scherz, ich habe es selbst gesehen! Inzwischen sieht es nicht mehr sehr appetitlich aus. Und in der Küche stehen diese wunderbaren Tassen:

The Queen

Ich habe so gut wie eingeplant, dem Sheep's Head nächstes Frühjahr einen weiteren Besuch abzustatten.

Mood: Sad crushed-morose-sad

Donnerstag, 30. September 2010

Singing the Garden to Sleep

Nach einem Tag voller abwechselndem Regen und Sonnenschein ist der Garten nun bereit für den Winter. Die Beete auf dem Hügel, am Tunnel und am mittleren Teich, die gestutzten Himbeeren und mein Knoblauch und meine Zwiebeln haben eine Schutzschicht aus Tang, manche außerdem eine aus Dung oder Kompost oder beidem. Ich liebe die Arbeit draußen nach wie vor, obwohl es nachts jetzt doch sehr kalt wird und man das am Morgen noch in der Luft spüren kann.
Oktober ist unterwegs.


Sleeping Garden

Der fachmännisch zu Bett gebrachte Garten.


Ich habe noch etwas. Letzte Woche haben der Franzose und ich eine stachliche Pflanze mit riesigen Blättern namens Gunnera geschnitten - von der ich zuvor noch nie gehört hatte, nur so nebenbei gesagt. Die Blätter (die alle größer als ich sind...!!) haben wir dann verwendet, um der Pflanze damit ein Zelt zu bauen, damit sie im Winter nicht erfriert. Und das ist nicht etwas ein sprachliches Bild, um den Text stilistisch ausgefeilter zu machen.

Gunnera

So sieht das gleiche Zeltlager eine Woche später aus:

Gunnera

Noch zwei Wochen und man sieht von den Blättern gar nichts mehr, hat der Master prophezeit.

Übrigens hat Oedy sich heute von mir streicheln lassen. Außerdem hat sie mir bewiesen, dass sie (im Gegensatz zu Ada) auch ohne Leitern auf Bäume klettern kann. Und ich habe sie jetzt zweimal dabei beobachtet, wie sie eine Maus gefangen und verspeist hat. Sie ist nämlich die beste Jägerin der Sheep's Head Peninsula und müsste deswegen eigentlich Artemis heißen, aber das habe ich für mich behalten.

Mood: Productive busy-productive-working

Mittwoch, 29. September 2010

No Seaweed Quotes Today

Ich bin gerade etwas angetrunken. Nur ein bisschen. Wir hatten heute (mal wieder) Weißwein zum Dinner, weil die Mistress entschieden hat, dass wir heute so viel und so schwer gearbeitet und das verdient haben. Wie einige von euch wissen, bin ich nicht besonders resistent, was Alkohol angeht. Bis jetzt kann ich mich aber noch ganz gut beisammen halten.
Also:

Heute habe ich den Polytunnel aber wirklich beendet, indem ich auch die Außenseite der Polyethylenfolie (in mir kommt gerade wirklich der Chemiker hoch, hach) mit Bürste und umweltfreundlicher Seifenlauge gewaschen habe. Das ging ziemlich schnell, weil sie ohnehin nass vom Tau war.
Danach haben Ada und ich in den Beeten auf dem Hügel über dem Haus Zwiebeln und Koblauch gepflanzt. Meine schokoladen-und-karamell-farbene, sonnengewärmte Gartenkatze hat mir mit Rückenmassagen, gelegentlichem Miauen und auffordernd hingehaltenem Kopf geholfen. Ansonsten hat sie so getan, als wäre sie ein Stein in der Beetumgrenzung, oder hat sich ihre Krallen geschärft (natürlich zufällig an dem Pfahl, über dem mein gefährlich lebender Pullover hing). Da die Sonne wieder geschienen hat, hatten wir es dort oben wirklich nett.

Nachmittags sind wir zu viert (ohne Katzen) zum Strand gefahren. Nicht, um Muscheln zu sammeln. Dafür war das hier unsere Beute:

Seaweed

Ja. Tang.
Offenbar beschützt Tang die Beete den Winter über vor Unkraut und gibt ein paar zusätzliche Nährstoffe in den Boden, sehr praktisch. Und man muss auch einfach die Ebbe ausnutzen und sammeln.
Allerdings war es nach einiger Zeit wirklich anstrengend - die Sonne und das ständige Hin und Her, mit dem vollen Korb zum Anhänger, mit dem leeren Korb zurück... zwischendurch hatten Mistress+ich eine kleine Pause, während Franzose+Master den vollen Hänger zurück zum Haus gefahren haben. Wir sind inzwischen zu einem Teich gewandert, in dem der Besitzer des Strandgrundstücks Monsterkrabben hält - solchen, auf deren Rücken Algen wachsen und denen man nicht gerne begegnen möchte, wenn man Baden geht! Außerdem haben wir eine echte Atlantikkrabbe (mehrere Nummern kleiner) im Blasentang gefunden. Sie war nach dieser Begegnung allerdings etwas traumatisiert.
Jetzt haben wir einen Berg Tang neben der Einfahrt und einen weiteren unten im Garten. Und die Mistress hat einen Korb flachen Blasentang für ein Tangbad. Davon bin ich nicht ganz so überzeugt, obwohl sie mir versichert hat, dass es sehr angenehm ist. Ich glaube, ich stehe mehr auf Wasser.

Sie hat mir übrigens außerdem mehrere gute Bücher geliehen! Letzte Woche habe ich "The Story of Lucy Gault" gelesen, jetzt bin ich gerade bei "Saturday" von Ian McEwan. Es ist wirklich gut, aber ich komme leider kaum zum Lesen. Meine Journal-Einträge sind ja auch ständig zu spät. Und jetzt werde ich besser schlafen gehen...

Mood: Groggy drained-exhausted-groggy-tired-sleepy

Dienstag, 28. September 2010

If Lashing - Latin

Ich mag meinen Master und meine Mistress sehr.
Sie ist diejenige, die jeden Nachmittag überlegt, was wir am nächsten Tag im Garten tun sollten (während sie in der Schule ist), und dann eine Liste für uns schreibt (in einer Handschrift, von der man nicht glauben würde, dass sie von einer Lehrerin stammt). Er ändert das dann manchmal am Morgen, falls das Wetter anders ist oder er Hilfe braucht.

Heute früh hat es geregnet. Es ist das erste Mal in meiner Zeit in Irland, dass es (richtig) geregnet hat, während ich arbeiten musste. Zunächst hat es mir nicht viel ausgemacht, denn während der Franzose beim Schornsteinfegen helfen durfte, habe ich den "Shitjob" bekommen, so genannt, weil er acht Säcke Pferdeäpfel einschließt. Die haben ich auf den frisch gesäuberten Beeten im Tunnel verteilt und in die Erde eingearbeitet.
Dann kam Teil zwei, eine Reihe kleiner Bäume von Farn, Brombeeren und anderen unerwünschten Gästen befreien. Ich kann nur sagen, als ich zum Lunch gerufen wurde, habe ich die gesamte Veranda vollgetropft. (Nicht, dass wir hier zum Arbeiten im Regen gezwungen werden. Ich wollte das machen. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem meine Arbeitshandschuhe vollgesogen waren und wie zwei tote Tiere an meinen Händen geklebt haben.)
Später habe ich dort dann Blumenzwiebeln gepflanzt. Das war angenehmer, allerdings habe ich hinterher eine lange Dusche gebraucht.
Jetzt ist draußen strahlender Sonnenschein. Über den Himmel ziehen ein paar kleine Wölkchen und die ganze Landschaft macht den Eindruck, als habe es überhaupt nicht geregnet. Ja, ja.

Das Highlight des Tages war aber die heutige Liste. Meine Mistress weiß von meinem Lateinkurs. Und gestern habe ich beim regnerisch-grauen Wetter am Nachmittag verkündet: "The perfect weather for a little Latin", was sie sehr lustig fand.
Heute stand auf der Liste:
  • Finish polytunnel - 4 loads manure on each side, dig over well
  • If only slightly lashing - clear around hebes & big trees in fairy walk, plant spring bulbs wherever you like
  • If lashing - Latin ;(
Ich habe mich gefreut, als ich diesen Punkt auf der Liste gefunden habe.


List for Tuesday

Mood: Amused amused-grateful-jubilant

Montag, 27. September 2010

But the Work Waits!

Heute bin ich seit einem Monat in Irland (schon...? Es kommt mir viel kürzer vor. An anderen Tagen wiederum nicht). Zeit, etwas mehr von meiner Arbeit zu zeigen!

Der (sehr wortkarge) Franzose und ich arbeiten ausschließlich im Garten, denn eigentlich ist das hier ja keine Farm, sondern "nur" ein Haus mit einem Stück Land. Das sehr schön verwildert ist. In der letzten Woche haben wir zunächst ungefähr zwanzig Säcke Pferdeäpfel für den Kompost und zum Düngen geholt und dann Beete ins Bett gebracht, wie meine Hosts sagen. Das heißt, wir haben alles herausgenommen und Kräuter zurückgeschnitten, ein bisschen umgegraben und alles mit einer Schicht Kompost zugedeckt. Das ist eine ganz angenehme Arbeit, bis auf die seltenen Fälle, wenn das Unkraut seinen Platz nur mit sehr viel roher Gewalt verlässt oder ein Stück Wiese es sich in einem Beet bequem gemacht hat.
An einem Tag haben wir die Brombeerranken hinter dem Tunnel gezähmt, an einem anderen Äste geschreddert/Rasen gemäht. Ich habe Blumenzwiebeln gepflanzt und neuen Kompost angesetzt.

Der Tunnel (wahlweise auch Polytunnel) ist übrigens keine Erweiterung zum Haus, sondern eine Art Gewächshaus in Form eines - man ahnt es schon - Tunnels. Den man gewöhnlich selber baut. "Poly-" heißt er deshalb, weil er mit einer Art Folie, Polyethylen, überzogen ist. So sah unserer vor ein paar Tagen noch aus:


The Tunnel


Heute habe ich fast alles aus dem Tunnel entfernt und dabei jede Menge Insekten um ihr Haus gebracht. Auch wenn es nicht so klingt, es war sehr faszinierend, dem Gewusel um meine Füße zuzuschauen. Als dann alles fertig war und der Kompost drei neue Schichten hatte, habe ich die Innenseite des Tunnels mit einem Besen und Wasser gewaschen. Das macht Spaß! Nur die Spinnen waren nicht so begeistert.
Das ist das Endergebnis (Ich weiß, dass es eher öde und leer aussieht. Aber stellt euch vor, dass es fünf-sechs Stunden Arbeit sind):


The Tunnel


Ich glaube, ich entdecke gerade wirklich, dass ich Gartenarbeit mag.

Mood: Content complacent-content-full-indifferent-relieved-satisfied

The Day Ada Climbed the Ladder

Die Katzen gehören eigentlich nicht hierher. Als meine Hosts dieses Haus mit seinem schönen Garten gekauft haben, hatten sie keine Haustiere. Eines Nachmittags waren sie einfach da: Zuerst nur eine Katze, die auf der Veranda etwas Milch bekommen hat, und später dann dieselbe Katze und drei kleine Katzen. Da konnte man nicht viel machen. Sie hatten einfach beschlossen, hier einzuziehen. Inzwischen wohnen sie immer noch hier, nur ist die älteste mittlerweile leider gestorben.
Die verbleibenden drei sind sehr verschieden. Die jüngste und kleinste ist Kitty, Koseform von Hekate. Man sieht sie kaum, weil sie sehr, sehr scheu ist, und falls man es wagen sollte, die Veranda zu betreten, während sie gerade frisst, huscht ein weißer Blitz an einem vorbei aus der Tür, noch bevor man begreift, welch scheußliche Ruhestörung man gerade begangen hat.
Die einzige Gelegenheit, die man hat, um Kitty aus der Nähe zu betrachten, ist, wenn sie in ihrem Tunnel auf ihrem Kissen sitzt. Es ist den Katzen verboten, den großen Polytunnel zu betreten, aber bei Regen vergisst man das als regenscheues Wesen gern - deswegen hat mein Master den Katzen einen eigenen kleinen Tunnel mit Sitzbank und Kissen gebaut. Dort liegt Kitty gern. Auf einem Kissen, das an den Ecken schimmernde Quasten hat. Weshalb wir sie auch "King Kitty" nennen.


Kitty


Oedy, kurz für Oedipus (auf Englisch sagt man ˈiːdɨpəs, weshalb die Kurzform hübscher klingt, ˈiːdɨ und nicht Ödi) ist die nächstältere Katze und weniger scheu, aber sehr misstrauisch. Ich habe es bisher nicht geschafft, sie zu mir zu locken, dabei sieht man ihr an, dass es ihr schwer fällt, einladenden Händen zu widerstehen.


Oedy


Und dann ist da noch Ada. Ada heißt eigentlich Ariadne und ist ein bisschen umfangreicher als die anderen beiden. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob Ada ein bisschen dumm oder besonders schlau ist, denn... nun ja, wenn die Verandatür zu ist, steht sie eine Weile draußen vor dem Fenster, schaut herein und wartet offenbar darauf, dass die Tür sich von selbst öffnet, bevor sie den anstrengenderen Weg durch die Katzenklappe nimmt. Sie möchte sehr gerne gestreichelt werden, aber wenn man sich ihr nähert, zuckt sie zusammen und macht sich klein. Wenn jemand auf ihrem Stuhl am Tisch sitzt (und das ist zurzeit immer so), setzt sie sich daneben und miaut. Ihr Miauen und ihr Schnurren sind sehr leise und im Haus schaut sie sich ständig um, als würde sie fragen wollen, "Mache ich das richtig? Benimmmt man sich als Katze so?"
Ich mag Ada. Wenn ich im Garten arbeite, kommt sie an und reibt sich an meinen Beinen und an meinem Rücken und stößt meine Eimer um. Sie setzt sich immer dort hin, wo man eigentlich als nächstes Unkraut jäten wollte. Und sie sabbert. Im Ernst. Dafür ist sie sehr hübsch, mit einem zweifarbigen Gesicht, das wie mit der Maske vom Phantom der Oper aussieht.


Ada

Ada bei einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Sie wollte nicht fotografiert werden und hat sich deswegen nicht zu mir umgedreht, trotz lieblicher Lockrufe.


Heute ist etwas Lustiges passiert, als wir beim Lunch saßen. Mein Master und der Franzose hatten am Vormittag Äste von einem Baum vor dem Haus abgesägt und die Leiter, die sie benutzt hatten, lehnte noch am Baum. Wir saßen also mit Brot und Käse auf der Veranda, als Ada angestiefelt kam und die Leiter gesehen hat.
Es war eine sehr lange Leiter. Ada saß unten und hat hinauf geschaut.
Dann ist sie los geklettert.
Ich habe noch nie eine Katze eine Leiter hinaufklettern sehen! Sie sind ziemlich gut darin. Ada ist fröhlich von Sprosse zu Sprosse gehüpft, bis sie zu der Höhe gekommen ist, die sie nicht mehr so angenehm fand. Die Leiter war noch nicht zu Ende. Ada saß auf ihrer Sprosse und hat zum Baum, nach unten und wieder zum Baum geschaut. Der Baum war ziemlich weit entfernt.
Sehr langsam hat Ada sich auf ihrer Sprosse umgedreht. Dann hat sie ihre Vorderpfoten auf die Sprosse darunter gesetzt und ist mit hasenartigen Bewegungen (Hinterpfoten zuerst auf die Sprosse mit den Vorderpfoten, dann die Vorderpfoten auf die nächste Sprosse) wieder nach unten gekommen.

Ich glaube fest daran, dass Ada nicht dumm sondern sehr intelligent ist.
Für die Katzen von Ahakista. Ihr seid wunderbar.

Mood: Enthralled enthralled

Confusiël uses Pens

Irland, Tee und zum Sterben schöne Bilder.

Cunning Pens

Erfahrt mehr...
...über dieses Journal!

Music for the Scatterbrained


Soundtrack [Walt Disney]
Alice in Wonderland


Tori Amos
Under the Pink


Suzanne Vega
Solitude Standing

Suche

 

Status

Online seit 5463 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Mai, 22:24

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren