Freitag, 25. Februar 2011

By the Time You Realize You're on the Losing Side...

Seit dem letzten Eintrag habe ich ziemlich heftige Rückenschmerzen, meinen 19. Geburtstag und viel Post gehabt. Außerdem habe ich mitverfolgt, wie sich die irischen Parteispitzen im Radio beinahe den Hals umgedreht haben. Heute wird gewählt – morgen kann ich dann erzählen, wie es ausgefallen ist. Zurzeit glauben alle, dass Fine Gael die Mehrheit bekommen und eine Koalition mit Labour eingehen wird. Und wie gewöhnlich regt es alle auf. Die irische Politik ist schon lustig.

Außerdem bin ich heute aus Macroom weggefahren. Das war ein seltsames Gefühl – immerhin habe ich dort anderthalb Monate gewohnt, ich kenne jetzt jeden Winkel und fast die gesamten Anverwandten und Leute erkennen und grüßen mich. Und können meinen Namen aussprechen.
Aber heute bin ich wie gesagt weggefahren, zwar nur eine Stunde nach Norden, aber trotzdem in eine Gegend die vollkommen anders aussieht. Ich präsentiere: Killarney, Co. Kerry.



Ich bleibe hier für ein paar Tage in einem Hostel, um mir die Gegend anzuschauen. Heute habe ich bereits die Stadt erkundet – sie ist so irisch, dass es sie eigentlich gar nicht geben dürfte, man kommt sich vor wie in einem wahr gewordenen Klischee. Außerdem gibt es hier einen Nationalpark.
Ich wollte eigentlich nur einen kurzen Spaziergang machen, aber aus dem kurzen Spaziergang ist dann ein ziemlich langer Spaziergang geworden. Ich weiß nicht, ob mir da jemand folgen kann, aber in diesem Nationalpark gibt es Bäume. Und es riecht nach Wald. Ich vermisse Wälder! Und wie! Ich werde diesen Park auf jeden Fall weiter erkunden, bevor ich weiter nach Galway fahre. Außerdem habe ich einige Bekannte getroffen:





Und einen See gefunden:



Außerdem sind Kartoffeln und Fleisch vorerst vom Speiseplan gestrichen. Bliss.

Mood: Cheerful cheerful-chipper-happy-pleased-refreshed-rejuvinated

Sonntag, 13. Februar 2011

It Is Time

Der Grund, warum hier zurzeit so gut wie nichts passiert, ist, dass in meinem Alltag zurzeit so gut wie nichts passiert (außer emotional, aber davon will ich jetzt nicht anfangen). Das Leben plänkelt vor sich hin. Ich arbeite auf der Farm und helfe manchmal bei einem britischen Ehepaar auf einem Nachbarhof aus, wo es viele Ziegen und eine Katze gibt. Katze. Gut.
Ansonsten ist nichts los. Morgen ist Valentinstag und am Freitag habe ich Geburtstag. Hm. Naja.

Hier ein paar lustige Bilder, damit man diesen Blogeintrag nicht völlig umsonst gelesen hat:

Smekkesning

Mein neuer Mitbewohner.

Phoebe

Der Hund Phoebe. Der auf diesem Bild wie ein Teddy aussieht.

Happy Bday

Eine Geburtstagskarte, die ich mal eben für irgendjemanden gebastelt habe. Ich bin supernett, ich weiß.

In meiner Freizeit lerne ich hauptsächlich Latein. Ich finde Latein sehr unterhaltsam, was zu einem Teil daran liegt, dass man gar nicht über die in Sprachkursen sonst gängigen Themen wie „Ich stelle mich vor“, „Mein Beruf“ und „Ein gemütlicher Abend zu Hause“ schreibt, sondern darüber, dass Marcus Gladiatorenkämpfe unmenschlich findet. Außerdem heißt die Hauptfigur meist „Lucius“ und wenn man dann Marcus, Aulus oder Gaius in „Voldemort“ umwandelt, ergeben sich sehr lustige Dialoge. Beispiel:
Voldemort: „Wünscht auch Ihr einen der Sklaven zu kaufen, Lucius?“
Lucius: „Keineswegs, ich fürchte sie schon jetzt wegen ihrer Körpergröße.“
Nach dieser Erläuterung ist es nicht schwer zu verstehen, warum ich so was zeichne, wenn ich gerade keine Lust auf Plinius den Jüngeren bzw. den Älteren habe:

Voldi

Bildunterschrift: „Voldemort Plinium necavit. (Voldemort hat Plinius getötet.) Schade.“ Schade ist ein schönes deutsches Wort, das sollte es in mehr Sprachen geben. Und, ja – in meiner Fantasie hat Voldemort ein Schwert. Avada Kedavra ist irgendwie noch zu schnell und rücksichtsvoll für jemanden wie ihn.

Ansonsten finde ich Latein aber irgendwie lustig. Und es ist eine gute Abwechslung zum eher bildungsarmen Farm-Leben.

Mood: Okay okay

Samstag, 29. Januar 2011

Jesus!

Bild des Tages:

Jesus

(Eigentlich ist die rote Lampe unter dem Bild ein Ewiges Licht, aus irgendeinem Grund funktioniert sie hier gerade nicht. Abends ging sie dann wieder.)

Dieses Bild ist wunderbar, um zwei irische Phänomene zu erklären. Erstens: Der absolut klischeehafte, grundtiefe, fest verankerte Katholizismus der Iren. Sicher ist es nicht mehr überall in der Republik so, aber hier auf dem Land gibt es nicht nur das eine Jesus-Bild in der Zimmerecke, sondern mindestens drei, und dazu Marienfiguren und Bibelsprüche in den Schlafzimmern. Jeden Sonntagmorgen verschwindet meine Gastgeberfamilie in die Messe. Und das ist noch nicht alles: Wenn man durch das Land fährt, werden einem an verschiedenen Stellen neben den Straßen Marienschreine oder große Kreuze auffallen, die alle sehr offensichtlich aus derselben Gussform stammen. Heilige Quellen und andere Wallfahrtsstätten gibt es überall im ganzen Land und auffallend viele von diesen Orten werden auf den Heiligen Patrick zurückgeführt, der Irland um 440 christianisiert hat.
Da die Iren ansonsten aber sehr gelassen sind, wird einem davon nichts aufgedrängt. Das einzige, was einen daran also stören könnte, ist, dass hier absolut niemand irgendetwas kitschig findet. Mir wären diese reuevoll-unschuldig zum Himmel verdrehten Augen und flammenden Herzen dann auf die Dauer doch etwas zu schmalzig, aber ich muss mein Haus ja auch nicht so einrichten.

Das zweite Phänomen fällt einem wohl am ehesten auf, wenn man so wie ich als one of them foreigners ins Land kommt. Und zwar ist es das, was die Iren ständig von sich geben – als Laut der Überraschung, des Schocks, der Freude, des milden Erstaunens, einfach allem, das nach einer Art „oh“ oder „ah“ verlangt. Hier sagt man nicht „oh“ oder „ah“, hier sagt man „Jesus!“
„So she quit her job!“ - „Jesus! What are they going to do now?“
„And, Jesus, his place is huge!“

Hier zeigt der Ire sich variationsfreudig. Häufig wird „Jesus“ zu dem weitaus längeren „Jeeeez“ verzerrt, das aber eher genervt klingt. Man darf stattdessen aber auch „Jesus Christ!“ als Ausdruck besonders großer Überraschung sagen, selten hört man auch „Jesus, Mary and Joseph“ oder „God“ oder „Mother of God“, allerdings gilt es als verpönt, etwa den Namen eines Heiligen einzubauen. Es ist also davon abzuraten, mit „Saint Brigid!“ zu reagieren, wenn man hört, dass die Schafe des Nachbarn ausgerissen sind.

Mood: Content complacent-content-full-indifferent-relieved-satisfied

Dienstag, 25. Januar 2011

Two Horizons Sing

Inzwischen bin ich schon seit einer Woche in Macroom - wie man wahrscheinlich am Datum sieht - und es hat sich nicht viel geändert. Ich arbeite jeden Tag bis ca. 16.00, dann erledige ich meine Portion Latein und danach bin ich meistens schon ziemlich müde. Am Freitag war ich auf einer irische Geburtstagsparty - ca. 40 Leute in einem Pub, sehr laute Musik und viele Getränke. Man hat gar keine Chance, wenig zu trinken, weil man mit mindestens zehn Bekannten zusammensitzt, und diese, sobald ihr eigenes Glas leer ist (und das geht schnell), zur Bar gehen und eine frische Runde für alle holen. Ich war klug und habe mich an Orangensaft gehalten! Sonst hätte ich Samstag und Sonntag in einem deliriumähnlichen Zustand verbracht.

Hier ein Bild vom Januar in Irland:



Es ist gar nicht so schlecht, nur wenn es windig ist, kann es noch ganz schön kalt sein. Manchmal klart es auf. Man kann also wieder die Landschaft rundum genießen, während man arbeitet - und ich arbeite zurzeit eine Menge...
Weil hier auf der Farm nicht genug zu tun ist, helfe ich zurzeit an einigen Tagen der Woche noch bei einer Freundin meiner Gastgeberin aus, wo es sehr nett und gemütlich ist. Deswegen bin ich abends so fertig, denn hier wartet dann ja auch noch einmal eine Ladung Aufgaben auf mich (dafür schlafe ich aber auch gut). Heute habe ich diesen Berg Gestrüpp vom Kartoffelfeld zusammengetragen:



(Das hat ewig gedauert! Der Haufen war zum Schluss größer als ich! Das Bild trügt!)

Meine Motivation ist auch zum größten Teil wieder da. Ich bin zwar immer noch fast allen Anzeigen auf der WWOOF-Webseite gegenüber skeptisch, aber dafür sehen die kommenden Monate nicht mehr so abschreckend und endlos lang aus. Das war also doch nur der erste-Woche-Effekt.

Mood: Drained drained-exhausted-groggy-tired-sleepy

Mittwoch, 19. Januar 2011

The Sun feels like Gold

Seit gestern bin ich wieder in Macroom. Mittlerweile fühlt es sich wirklich so an, als wäre ich ein Teil der Familie – auf der Fahrt zur Farm wurden der aktuelle Klatsch und alle inzwischen vorgefallenen Ereignisse erledigt und alle haben mich mich mit „Welcome back“ oder „Good to see you“ begrüßt. Der Vater meines Gastgebers, der zurzeit oft hier ist, weil er hilf, die neue Scheune mitzubauen, nennt mich „dearie“ und alle anderen können meinen Namen aussprechen. Und ich fühle mich wirklich, als würde ich dazugehören – was auch ein bisschen gegen das Heimweh hilft.
Heute früh habe ich als erstes ein riesiges Weißbrot gebacken, während eine Freundin meiner Gastgeberin und ich fröhlich schwatzend auf die vielen Kinder aufgepasst haben. Dann habe ich mal wieder die Hühnerhäuser sauber gemacht – mittlerweile bin ich darin ziemlich routiniert und es macht immer noch Spaß. Der Geruch geht auszuhalten, vor allem bei so kaltem Wetter wie jetzt.
Wer nicht findet, dass ich zur Familie gehöre, ist der neue Hundewelpe des Hauses, Phoebe. Sie hat heute morgen des öfteren versucht, die Hühner vor mir zu beschützen, und ich musst dann wiederum aufpassen, dass ich die Schubkarre über den Zaun und zurück kriege, ohne den Hund mit hineinzulassen.
Am Nachmittag habe ich dann im Gemüsegarten gearbeitet. Der liegt sehr schön oben auf der Bergkuppe, sodass man die rundherum liegenden Berge und damit einen wunderschönen Blick direkt vor der Nase hat. Obwohl es heute den ganzen Tag sehr neblig war, hat sich der Nebel am Nachmittag dann in die Täler zurück gezogen und die Sonne ist herausgekommen – und mir ist wieder einmal bewusst geworden, warum ich dieses Land so sehr mag. Es ist beinahe unverschämt schön.
Ich habe übrigens noch ein Gegenmittel für Heimweh gefunden: Pläne machen. Und eine lange Liste mit den Sachen schreiben, die man als erstes machen möchte, wenn man wieder in sein „normales“ Leben zurückgekehrt ist. Ob man das dann auch tut, ist eine andere Frage, aber es macht mich zumindest fröhlicher.

Mood: Sleepy drained-exhausted-groggy-tired-sleepy

Montag, 17. Januar 2011

That Was Last August!

Mit meiner Motivation geht es in kleinen Schrittchen wieder nach oben. Morgen werde ich wieder nach Macroom fahren, ausmachen, wie lange ich dort bleiben werde, und danach kann ich dann anfangen, nach weiteren Stellen zu suchen. Ich denke an die kommenden Monate nicht mehr so sehr als an eine riesige Strecke, sondern viele kleine Etappen.
Außerdem finde ich, dass meine Pläne durchaus ein bisschen schwanken dürfen, immerhin ist das hier das erste Mal, dass ich vollkommen allein über eine sehr lange Zeit im Ausland bin - ich konnte letzten August gar nicht wissen, was auf mich zu kommt. Ich werde meine Reise jetzt nicht einfach abbrechen, aber ich bin schließlich auch nicht an die Pläne gebunden, die ich vor einem halben Jahr vollkommen ahnungslos gemacht habe. Das ist der große Vorteil daran, wenn man allein reist.

Eigentlich wollte ich aber über etwas anderes schreiben. Dies ist mein letzter Abend in Dublin für einige Zeit. Ich mag diese Stadt sehr, auch wenn sie vielen Iren zu britisch für eine irische Stadt ist - weswegen es auch heißt, Cork wäre die eigentliche Hauptstadt Irlands. Dublin ist aber viel größer als Cork. Im Vergleich zu anderen Städten sind sowieso alle irischen Städte winzig, aber Dublin würde auch in anderen Ländern als Stadt gelten.
Was mir als erstes aufgefallen ist, als ich nach meiner Rückkehr das erste Mal wieder die Henry Street (eine der großen Einkaufsstraßen) entlang gegangen bin, war, dass ich auf einmal größer als die meisten Menschen war. Und wer mich kennt, weiß, dass ich nun wirklich kein Riese bin, im Gegenteil, mein zwölfjähriger Bruder ist größer als ich. Anscheinend trägt viel Feuchtigkeit doch nicht dazu bei, dass man wächst - das wird also nichts mit "im Regen wachsen wie die Radieschen"!
Die zweite Eigenheit Dublins ist, dass die Stadt im Gegensatz zu Restirland sehr viele Ampeln besitzt. Allerdings sind die Ampelphasen ziemlich sinnlos, zum Beispiel sind an einer Kreuzung alle Fußgängerampeln gleichzeitig grün, dann muss man wieder ewig warten, bis alle Verkehrsampeln an der Reihe waren. Korrigiere: Man muss nicht warten. Denn hier gilt "der Einzelne macht Platz für die Meute". Wenn also genügend Fußgänger an einer Ampel stehen, gehen sie einfach los, egal, ob Rot oder Grün ist. Die Autos halten dann an.
Eine dritte lustige Tatsache, die ich gerade eben erst mitbekommen habe, ist, dass die Müllabfuhr in meinem Stadtteil von Dublin erst abends halb neun kommt. Das ist doch unpraktisch. Da übersehen sie bestimmt oft ein paar Tonnen.
Viertens habe ich noch nie so viel Security in Geschäften gesehen. Entweder sind wir Deutschen gegenüber unseren Kunden vertrauensvoller oder die Iren sind besonders geschickte Ladendiebe, jedenfalls steht in jedem Modegeschäft an jeder Tür ein kastenartig gebauter Mann im Anzug.
Und fünftens... fünftens sollte ich jetzt ins Bett gehen, denn ich neige seit einiger Zeit zu einem sehr tiefen, sehr langen Schlaf und morgen muss ich früh aufstehen. Bis bald!

Mood: Lethargic blah-lazy-lethargic

Mittwoch, 12. Januar 2011

That's What You Promised

Willkommen zurück.

Ich sitze gerade im Speiseraum meines Hostels in Dublin, wo ich vor ca. vier Wochen auch schon saß. Ich bin noch ein bisschen durch den Wind von der Reise, obwohl sie eigentlich ziemlich still war, ich habe noch nie in einem so leeren Flugzeug gesessen. Es ist nicht so, dass ich keine Lust mehr auf Irland hätte, aber da ich gerade vier tolle Wochen mit meiner Familie verbracht habe, wird mir jetzt so langsam bewusst, was weniger naive Leute wahrscheinlich schon viel eher gemerkt hätten.
Irgendwie ist es nicht mehr lustig, die ganze Zeit allein herumzureisen. Ohne jemanden, mit dem man ganz normal reden kann, der einfach nur ein Freund und nicht irgendeine beliebige wildfremde Person ist. Eigentlich ist mein Plan, bis Anfang Juni in Irland zu bleiben, aber irgendwie sind mir diese viereinhalb Monate gerade zu lang.

Dabei habe ich ja noch nicht einmal alles gesehen, was ich sehen wollte. Das Problem ist nicht, dass ich plötzlich Irland nicht mehr mag oder die Iren unfreundlich geworden sind. Aber unter lauter Fremden fühlt man sich eben auch immer wie ein Ausländer. Und solange ich irgendwo arbeite, sehe ich ja auch so gut wie nichts. Abgesehen davon fange ich langsam an, all diese Inserate zu durchschauen und da steht meistens nichts anderes drinnen als "Hier gibt es viel Arbeit, aber dafür sind wir auch total von uns selbst überzeugt". Hrm.

Was soll ich also tun?
Bis Ende Februar oder Anfang März kann ich bei meinen Gastgebern in Macroom bleiben. In der Zwischenzeit sollte ich mich um neue Stellen kümmern. Leider habe ich dazu zurzeit überhaupt keine Lust. Hm.


Mood: Sad crushed-morose-sad

Samstag, 18. Dezember 2010

Farewell to Fair Ireland

Eigentlich hatte ich ja vor, meinen letzten Journalbeitrag in Irland zu schreiben und dann in meinen Weihnachtsferien zu Hause wirklich Weihnachtsferien zu machen. Daraus ist bis jetzt noch nichts geworden - und inzwischen bin ich schon wieder zu Hause. Mir bleibt also nichts übrig, als hier jetzt noch den letzten Bericht nachzuholen.

Nach meinem Urlaub in Sligo bin ich an einem sehr langen Tag zurück in den Süden Irlands gefahren. Die Fahrt hat insgesamt mehr als neun Stunden gedauert und ich habe vier Busse genommen - den von Sligo nach Galway, den von Galway nach Limerick, den von Limerick nach Cork und dann den letzten von Cork nach Macroom. In Macroom hat meine Gastgeberin, bei der ich als allererstes im September schon einmal war, mich abgeholt. Das war schön, wir hatten uns viel zu erzählen, aber es hatte sich dort auf der Farm nicht wirklich viel verändert.
Ich bin für eine reichliche Woche dort geblieben. Leider musste sie gleich nach dem zweiten Tag ins Krankenhaus gebracht werden und ihr Mann und ich waren die meiste Zeit allein mit vier Kindern und viel Hausarbeit. Draußen sah es so aus (dieses Mal ohne Kaninchen, die man allerdings im Schnee viel besser sehen konnte):



Deswegen konnten wir draußen nicht allzu viel machen. Ich habe jeden Morgen die Hühner gefüttert und er hat jeden Morgen die Kühe gefüttert, und dann haben wir uns drinnen beschäftigt. Mit Schnee kommen die Iren allgemein nicht besonders gut zurecht, weil sie ihn so gut wie nie zu Gesicht bekommen, deswegen waren die zwei Zentimeter schon eine ziemliche Herausforderung für das gesamte Land. Wir haben es aber trotzdem geschafft, meine Gastgeberin wohlbehalten aus dem Krankenhaus zurück nach Hause zu bekommen und in den restlichen beiden Tagen habe ich sogar noch gelernt, Fruit Cakes zu backen, die in Irland zum typischen Weihnachtsgebäck gehören.

Dann bin ich nach Dublin gefahren. Ich mag Dublin sehr. Es ist nicht nur eine schöne Stadt, es ist eine schöne Stadt, in der man noch sehen kann, wie sie vor zwanzig, dreißig, fünfzig, siebzig Jahren ausgesehen hat, weil die Gebäude nicht in irgendeiner politisch zwielichtigen Phase für böse erklärt und ersetzt worden sind. Ja, es stimmt, die Stadt an sich ist wohl britischer als der Rest Irlands, aber die Leute sind genau so freundlich.
Ich mag es, dass die Herren Dublins in langen Mänteln und Hut durch die Innenstadt gehen. Ich mag die Henry Street, in der sich nicht nur die großen Geschäfte befinden, sondern auch Reihen von Marktständen, deren Verkäufer ihre Ware mit lautem Singsang anpreisen. Ich mag es, dass man von dieser Einkaufsstraße auf die Moore Street abbiegen kann, in der Obst und Gemüse und Blumen verkauft werden, und in der die Marktschreier schon direkter und auch frecher sind. Ich mag es, dass man alles in Dublin zu Fuß erreichen kann.

Als erstes war ich im Trinity College und habe mir das Book of Kells (und die anderen Bücher) angeschaut. Das interessiert Leute, die so wie ich Illustrationen, Kalligraphie und viele winzige Details interessant finden. Und die Tatsache, dass Mönche vor tausend Jahren solche winzigen Ornamente malen konnten, zu denen wir heute nur mit lauter Vorskizzen fähig wären.



Am nächsten Tag war ich in der Christ Church Cathedral, die mir wirklich gefallen hat. Ihr bestes Ausstellungsstück sind allerdings eine mumifizierte Katze und eine mumifizierte Ratte, die vor ein paar hundert Jahren in einer Orgelpfeife gefunden worden sind und sich für immer in einem Schaukasten jagen.



Später bin ich am Guinness Storehouse vorbeigegangen. Nur vorbei, nicht hinein. Ich bezahle doch nicht viel Geld, um einmal mit dem Fahrstuhl zu fahren und ein Pint zu trinken...!



Und dann war ich im Kilmainham Gaol. Das ist ein Gefängnis im Westen Dublins, in dem die Rebellenführer des Osteraufstands gefangen gehalten und erschossen wurden.



Ich weiß, das sagt sich so daher. Aber wenn man die Führung durch diese feuchten, kalten Zellen hinter sich hat, versteht man, warum die Iren so sind, wie sie sind. Auch wenn es ein bisschen morbide klingt, dieses Gefängnis war die beste Sehenswürdigkeit, die ich in Dublin besucht habe. Vor allem, wenn der Tourguide Roairí heißt und sich auf Irisch bei seinen Besuchern für ihre Aufmerksamkeit bedankt, nachdem er gerade die Farben der irischen Flagge erklärt hat.



Hinterher wollte ich einen kleinen Spaziergang im Phoenix Park machen und dabei habe ich die hier getroffen.



Am vorletzten Tag in Dublin habe ich einen kleinen Ausflug nach Killiney gemacht, um das Meer und die Stille in diesem kleinen Küstenort zu genießen - und die wundervolle Aussicht.



Meinen letzten Tag in Dublin habe ich hauptsächlich in den Geschäften in der Henry Street verbracht, ich war aber auch im General Post Office, wo nicht nur Leute mit ihrer Weihnachtspost unterwegs waren, sondern auch aus keinem besonderen Anlass eine Gruppe Carol Singers Weihnachtslieder geboten hat. Ich liebe Irland.
Am nächsten Tag bin ich zurück nach Deutschland geflogen. Hier liegt Schnee und ich habe meine Familie wieder. Und weil ihr alle sicher auch besseres zu tun habt, als mein Journal zu lesen, bin ich dafür, dass es jetzt seine wohlverdiente Weihnachtspause bekommt. Ich habe auch ein Geschenkt: Dieses Lied spukt mir seit Tagen im Kopf herum, es ist sehr irisch und sehr wild. Ich übersetze den Text am besten nicht.
Frohe Weihnachten und bis Januar!

Mood: Happy cheerful-chipper-happy-pleased-refreshed-rejuvinated


Die Grinsekatze wünscht auch ein frohes Fest. Sie liegt im Übrigen bei mir auf der Heizung und frisst jede Menge Fisch. Eigentlich hatte ich geplant, sie für die Ferien zurück ins Wunderland gehen zu lassen... nun ja, das habe ich jetzt wohl davon, dass ich unschuldige Tiere entführe. Cheers.

Confusiël uses Pens

Irland, Tee und zum Sterben schöne Bilder.

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